Seine Familie und Verwandten jedoch verstehen ihn sehr gut und wissen ganz genau, was in ihm vorgeht. So kommt es nicht überraschend, dass ihn nach dem Tod der Mutter sein Schwager zum Basketball führt. Der Grundstein für seine Zukunft. „Erst haben wir nur ein wenig geworfen. Dann duellierten wir uns irgendwann, und schließlich habe ich regelmäßig gespielt“, erinnert sich Duncan, der an der St. Dunstan’s Episcopal High School für die Schulmannschaft aufläuft. Obwohl der Big Man so spät zur Sportart kommt, entwickelt er sich prächtig, was an seinem Lebensmotto liegt: „Good, better, best. Never let it rest. Until your good is better, and your better is your best!“ Es stammt von seiner Mutter und ist nicht zuletzt durch ihren Tod noch prägnanter für ihn geworden.
So traurig das viel zu frühe Dahinscheiden seiner Mom ist, so schicksalsträchtig ist es auch. Denn dadurch nimmt er das Basketballspielen auf. Vor ihrem Tod hatte er seiner Mutter versprochen, einen College-Abschluss zu schaffen. „Das war ihr ausdrücklicher Wunsch, und wir haben es ihr beide versichert“, verrät Schwester Tricia.
Der Weg ans College ist für „Timmy“ kein Problem: Nachdem er -immer besser wird, lotst ihn Dave Odom zur Wake Forest University. „Als ich ihn das erste Mal Basketball spielen sah, habe ich meinen Augen nicht trauen können. Ich wusste sofort, dass jede Uni um seine Dienste buhlen würde“, erinnert sich Odom. Und Duncans College-Teammate Randolph Childress schildert: „Ich hatte Geschichten über ihn gehört, wusste aber nicht, wie er aussah. Als ich eines Tages in die Halle kam, spielten einige Jungs auf dem Feld. Einer von ihnen war groß, holte einen Rebound, dribbelte sich durch die Beine und vollendete dann coast to coast. Ich wusste sofort, dass dieser Typ Tim Duncan sein musste.“
Zunächst bleibt Duncan unscheinbar (9,8 PPS, 9,6 REB), doch was will man von einem Teenie, der erst seit vier Jahren Basketball spielt, auch erwarten? „Das Game hat mich übermannt. Ich habe es von -Anfang an geliebt und wollte nach jeder Trainingseinheit am liebsten sofort mit der nächsten beginnen“, blickt Duncan zurück. Er wird kontinuierlich besser, und mit jedem Jahr werden die Stimmen lauter, die den Power Forward als NBA-ready sehen. Doch das prallt an „TD“ ab. Er hat seiner Mutter das Versprechen gegeben, sein Studium abzuschließen, das ist seine oberste Priorität – schließlich macht er den Abschluss in Psychologie. „Tim war einer meiner intellektuellsten Studenten. Nur durch seine Größe war er anders“, grinst Deborah Best, ehemalige -Lehrerin des späteren NBA-Profis, wenn sie heute zurückblickt.
Der Draft-Kampf
Umso größer wird der Hype, als der 2,11-Meter-Mann 1996/97 seine Senior-Season bestreitet. Jeder weiß, dass er danach die Uni verlassen muss. Und dass er in die NBA wechseln wird, ist ein absoluter No-Brainer. Alle, die noch an ihm zweifeln, verlieren in diesem Jahr jeden Grund dazu: Duncan dominiert (20,8 PPS, 14,7 REB, 3,2 AS), spielt seine beste Saison und fühlt sich auf dem Court pudelwohl. „Ich liebe den Zusammenhalt und die Kameradschaft, die bei diesem Sport im Mittelpunkt steht“, sagt er. Ein Teamplayer, der beeindruckende Stats auflegt und immer besser wird? Selbstverständlich will den jeder General Manager haben. „Tim Duncan ist der einzige Spieler im Draft, der das Zeug zum Franchise-Player hat“, sagt Gregg Popovich im Sommer 1997. Auch Rick Pitino, damaliger Coach der Boston Celtics, weiß um die Besonderheit des Jungen von den Virgin Islands: „Er ist nicht nur ein ganz spezieller Basketballer, sondern hat auch eine unglaubliche Einstellung.“
Die Celtics sind heißester Anwärter auf Duncans Dienste, haben als schwächstes Team der abgelaufenen Regular Season die größten Chancen auf den ersten Pick. Dennoch macht San Antonio das Rennen. „Ich saß in einer Hütte, aß einen Burger und trank ein Bier, verfolgte die Draft-Lottery am Fernseher. Als wir den Top-Pick zugesprochen bekamen, traute ich meinen Augen nicht. Plötzlich kamen von allen Seiten Leute auf mich zugelaufen, umarmten mich und gratulierten mir. Es war einfach nur verrückt“, schildert Popovich.
Boston lässt nicht locker und versucht, den Power Forward nachträglich zu holen. „Nach der Lottery schlug Pitino Pop einen Trade vor: Die Rechte am 1. Pick gegen die für den 3. und 6., beide gehörten den Celtics. Pop lehnte allerdings ab“, verrät der damalige Celtics-GM M.L. Carr später. Dallas-Coach Don Nelson hatte zuvor übrigens öffentlich gedroht: „Wenn Pop den 1. Pick tradet, suche ich ihn mit meiner Pistole auf!“
Und wie reagiert Duncan, der als Top-Pick quasi feststeht? Er ist aus dem Häuschen: „Ich war so happy, dass ich es in die NBA geschafft hatte. Und San Antonio war laut meinem Schwager ein guter Club für mich.“ Wie recht sein Schwager mit dieser Aussage doch haben sollte … Ohnehin haben alle recht behalten, die Duncan als „künftigen Franchise-Player“, „Titelgarantie“, „neuen Superstar“, „All Star“ oder -„Erfolgsfaktor“ bezeichneten …
Der Winner
Der Neuling schlägt wie eine Bombe ein (21,1 PPS, 11,9 REB, 2,7 AS, 2,5 BL), führt San Antonio sofort bis ins Conference-Finale (1:4 gegen Utah). „Er ist der beste Rookie, den ich je gesehen habe“, sagt -Seattle-Coach George Karl. Und Michael Jordan lobt noch vor Saisonbeginn: „Der Titel des Rookie of the Year ist ihm sicher, und er wird auch irgendwann einen MVP-Titel einstreichen, ohne jeden Zweifel!“ Mit beiden Prognosen wird der beste Basketballer aller Zeiten richtig liegen. Doch auch Charles Barkley, der sich auf der Vier mehrere Jahre direkt mit Duncan duelliert, trifft den Nagel auf den Kopf: „Ich habe die -Zukunft der Liga gesehen, und sie trägt die Nummer 21. Ich hätte nicht gedacht, dass er so stark ist.“ Für die 21 entscheidet sich -„Timmy“ -übrigens an der High School, da sein Schwager, durch den er zum -Basketball gekommen ist, diese Nummer früher trug.
Den absolut richtigen Riecher hat aber auch Jeff Van Gundy, der sich als Cheftrainer der New York Knicks in den Finals 1999 Duncan und dessen Spurs geschlagen geben muss: „Er ist mit Abstand der beste Spieler der Welt. San Antonio wird um ihn herum in den nächsten Jahren eine starke Franchise aufbauen, weil er so uneigennützig ist.“ Der Titel des Rookie of the Year 1998, die Berufung zum All Star, die Championship 1999 sowie die gleichzeitige Auszeichnung zum Finals-MVP sind der Anfang einer einzigartigen NBA-Karriere. Bis heute sind es fünf Meisterschaften (1999, 2003, 2005, 2007, 2014), drei Finals-MVP-Titel (1999, 2003, 2005), zwei Season-MVP-Awards (2002-03) … Die Erfolgsliste sprengt so manchen Rahmen! Zudem führt „TD“ seinen Club jede (!) Saison in die Playoffs, steigt in mehreren Bereichen zum All-Time-Leader der Spurs-Historie auf. „Wenn irgendjemand den Spurs gratulieren will, dann muss er zuerst zu Timmy gehen. Er ist der Grund, weshalb diese Franchise das wurde, was sie heute ist. Ganz allein er und niemand sonst ist dafür verantwortlich“, lobt Popovich, der seit Duncans Rookie-Saison an dessen Seite coacht. Shaquille O’Neal, der sich jahrelang mit Duncan duelliert, preist seinen Kontrahenten: „Wenn mir jemand sagt, dass er Tim für den größten Basketballer aller Zeiten hält, werde ich ihm nicht widersprechen!“
Entscheidend für seinen Erfolg ist das, was ihn für viele Fans lang-weilig erscheinen lässt: Tim Duncan ordnet sich unter und will einfach nur gewinnen, der Mannschaft helfen. „Er ist der ultimative Teamplayer. -Jeder liebt ihn“, sagt Ex-NBA-Coach Larry Brown. Und Jason Kidd -betont: „Ich kann wirklich nichts Negatives über Tim sagen!“






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