Wiedersehen mit alten Bekannten

Lediglich Argentinien stand dem Erreichen des großen Endspiels noch im Wege. Die sonst aus dem Fußball gewohnte Rivalität sollte auch auf dem Hardwood nicht enttäuschen. So kämpften sowohl die DBB-Jungs als auch die Südamerikaner erbittert um jeden Ballbesitz. Dementsprechend zeigte das Scoreboard nahezu über den gesamten Spielverlauf ein enges Ergebnis an. Das Team von Cheftrainer Henrik Dettmann gelang es erst fünf Minuten vor dem finalen Buzzer sich in Form eines Fünf-Punkte-Vorsprungs zumindest etwas Luft zum Atmen zu verschaffen. Jene Führung war allerdings nicht von langer Dauer. Auf den Flügeln von Swingman Hugo Sconochini und Center Fabricio Oberto kämpften sich die Gauchos zurück in die Partie. Dies gelang dem Südamerikameister dabei ohne Spurs-Star Manu Ginobili, welcher aufgrund einer Sprunggelenksverletzung bereits ab der 16. Minute seinen Platz auf der Seitenlinie einnehmen musste. Am Ende des Tages besiegte sich die DBB-Auswahl jedoch selbst. So leistete sich die deutsche Nationalmannschaft im Schlussabschnitt schlicht und ergreifend zu viele fahrlässige Fehler. Sinnbild hierfür sind satte fünf Ballverluste, welche die Argentinier prompt in neun Zähler ummünzten.

Nichtsdestotrotz war das Tor zum begehrten Finale für Nowitzki und seine Mitstreiter sechzig Sekunden vor Schluss weiterhin offen. Beim Spielstand von 78:78 war es eben genau Dirkules, welcher die Last einer ganzen Nation auf seine Schultern nahm und von Downtown abdrückte, um sein Team auf die Siegerstraße zu leiten. Jenes avisierte heroische Vorhaben missglückte jedoch. Das orangefarbene Leder fiel nicht durch die Reuse. Stattdessen schnappte sich Big Man Patrick Femerling den Abpraller und leitete diesen an Marko Pešić weiter, welcher das Spielgerät sofort an Barcelona-Legionär Ademola Okulaja übergab. Dieser zog kraftvoll zum Ring und setzte bereits zum Dunk an, ehe ihm dieser von Argentiniens Ruben Wolkowyski verwehrt wurde. Jene spektakuläre Aktion nutzte die „Albiceleste“ aus und machte auf der Gegenseite mit zwei Freiwürfen sowie einem Steal inklusive Korbleger den deutschen Traum vom WM-Titel zunichte. Die Enttäuschung war beim DBB nach der unglücklichen Niederlage infolgedessen groß. „Wir hatten die Chance, dieses Spiel zu gewinnen. 36 von 40 Minuten hat unsere Strategie perfekt geklappt*,“ gab beispielsweise ein entrüsteter Henrik Dettmann zu Protokoll.

Auch Dreh- und Angelpunkt Dirk Nowitzki suchte nach dem Ausscheiden keine Ausreden: „Wir haben den Argentiniern zu viele billige Körbe geschenkt. In einem solchen Spiel ist auch jede defensive Aktion wichtig.“ An die notorische Pleite erinnert sich die Legende hierbei auch noch heutzutage nicht gerne: „Das war eine harte Niederlage für uns. Gewissermaßen war dieser Moment die Geburtsstunde der goldenen Generation Argentiniens … Es war ein großartiges Spiel. Am Ende haben wir unser Ziel aber knapp verfehlt.“

Versöhnlicher Abschluss

Beendet war die turbulente Reise für das Überraschungsteam aus Europa indes nicht. So blieb dem DBB eine letzte Chance Edelmetall zu erringen. Dessen war sich auch EuroLeague-Star Femerling bewusst: „Noch ist die WM nicht vorbei. Die Bronzemedaille wäre der größte Erfolg einer deutschen Basketballnationalmannschaft in der Geschichte*.“ Um diese nach Hause zu bringen, musste „die Mannschaft“ Neuseeland bezwingen. Gegen die „Tall Blacks“ ging die deutsche Nationalmannschaft als Favorit in die Begegnung. Ein Selbstläufer war das Duell dadurch allerdings nicht. Vor knapp 10.000 Zuschauern präsentierte sich das Team aus Ozeanien im Conseco Fieldhouse gut aufgelegt und verwandelte einen Wurf nach dem anderen. Die DBB-Auswahl hingegen fand sowohl am offensiven als auch defensiven Ende des Hardwoods keinen Anschluss ans Spielgeschehen und rannte während des ersten Viertels zwischenzeitlich einem 15:21 Rückstand hinterher.

Hiervon ließ sich der ehemalige Europameister jedoch nicht verunsichern. Schließlich stand ja auch ein gewisser Drik Nowitzki auf dem Parkett. Mit insgesamt 29 Punkten ebnete die Mavs-Legende seinem Team den Weg zu einem letztlich ungefährdeten 117:94 Triumph. Der bedeutendste Meilenstein in der WM-Geschichte des DBB war perfekt. Zur Belohnung erhielt Nowitzki neben seiner Bronzemedaille ebenso wie NBA-Ikone Manu Ginobili, Weltmeister Predrag Stojaković, Leistungsträger Pero Cameron und Ausnahmeerscheinung Yao Ming, eine Berufung in die ideale Fünf des Turniers und wurde obendrein zum MVP gekürt. „Wir haben ein tolles Turnier gespielt und werden jetzt ein bisschen feiern*“, zeigte sich Nowitzki zurecht zufrieden. Schließlich haben er und seine Mitspieler gezeigt, dass der deutsche Basketball auch auf globaler Ebene sexy sein kann …


Der historische Weg zur Bronzemedaille:

PhaseGegnerErgebnis
1. GruppenphaseChina88:76 Sieg
1. GruppenphaseUSA87:104 Niederlage
1. GruppenphaseAlgerien102:70 Sieg
2. GruppenphaseNeuseeland84:64 Sieg
2. GruppenphaseArgentinien77:86 Niederlage
2. GruppenphaseRussland103:85 Sieg
ViertelfinaleSpanien70:62 Sieg
HalbfinaleArgentinien80:86 Niederlage
Spiel um Platz 3Neuseeland117:94 Sieg

Text: Benjamin Krek
Fotocredit: imago/Camera 4

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